Engadin Skimarathon 2011

Einmal mehr war es soweit: Engadiner Skimarathon 2011 ist angesagt!

Die Nervosität machte sich schon die ganze Woche etwas breit. Am Donnerstag absolvierte ich ein nicht wirklich motivierendes Abschlusstraining in Studen im Sulzschnee. Wie ist meine Form? ca. 900 km habe ich trainiert. Einiges mehr als früher! Da muss doch was drinliegen.

Kurzfristig meldete sich Monika auch noch an und ergatterte sich aufgrund Ihrer Zeit am Einsiedler einen Startplatz in der Elite B. Hat mich schon etwas gemopst, da ich mich nach vieler Jahre Rackerei von den Volksläufern zur Elite C vorgearbeitet hatte.

Entgegen früherer Jahre gönnte ich mir etwas Luxus, d.h. wir fuhren bereits am Samstag nach Savognin und übernachteten dort im Cube. Ein weiser Entscheid auch wenn die Nacht sehr unruhig war wie folgt: 8.30 Uhr Bettruhe; 9.30 Uhr SMS von Monika's Mami und Papi; 10.30 Uhr weckt uns mein Handy erneut; der alte Alarm ist noch aktiv (obwohl er auf der Anzeige bei den Einstellungen nicht mehr vorhanden ist); 11.30 Uhr unsere Nachbarn trudeln ein und sind noch munter im Gespräch; irgendwann schliesst Monika das Fenster, da draussen eine Horde Heimkehrer Radau macht. Puh ist anstrengend zu schlafen! Zudem plagte mich noch etwas eine Art Rheuma-Grippe Schub?! Nicht wirklich schlimm, aber auch nicht motivierend.

4.30 Uhr sind wir beide wach, ohne dass der Wecker des Handys je geläutet hat. Wenn einem etwas wichtig ist, erwacht man schon zur rechten Zeit!

5.15 Uhr auschecken: Die letzten Heimkehrer halten sich an der Bar auf und bestellen sich noch eine Käse-Fleischplatte und ziehen sich weitere Drinks rein. Der Empfang versteht unsere frühe Abreise nicht. Wir scheinen die einzigen Gäste zu sein, die an den Engadiner gehen. Hat mich auch einiges an Ueberzeugung gekostet ein Zimmer zu erhalten. Die wollten uns unbedingt ein Pauschalangebot mit Skipass verkaufen. Was wollen wir mit dem Skipass? Aber so sind die Abmachungen mit der Bergbahn. Zum guten Glück konnten wir Sie überzeugen, dass wir mit der Engadiner-Buchung über einen gültigen Skipass verfügen.

5.45 Uhr - 7.00 Uhr: Es beginnt etwas zu Schneien vor der Passhöhe; Frühstück wie immer auf der Julierpasshöhe mit der Polizei am Stammtisch; das Polizeiauto stand auch bei der Rückfahrt nach Hause wieder dort. Es sind immer in etwa die gleichen Gäste da. Last Pit-Stop!

7.00 Monika holt sich ihre Rennumteilung Elite B und ich mache mich gleich auf meine Skier zu platzieren. Bin zwar früher als sonst, aber zwei Reihen sind schon gefüllt. Zuerst lege ich meine Skier in die dritte Reihe. Dann finde ich vorne in der ersten Reihen noch ein (vermeindliches) Loch und lege meine Skier dorthin. Irgendwie macht mich das nervös. Ist mir noch nicht klar, wie wir dort alle Platz haben sollen?!

7.30 - 8.00 Uhr erster Rivella Marathon Drink (was anderes gibt es nicht); Gepäckabgabe.

8.15 Uhr: Bin bereits am Start und tausche mich mit dem Kollegen rechts von mir aus, dessen Name ich nicht erfahren habe, da er bis kurz vor dem Start in einem Kübelsack steckte. Er ist ein alter Fuchs (10 Jahre älter und fitter als ich) und meint wir hätten schon Platz. Wir vereinbaren, er mit der Hüfte und Skiern vorne und ich 20 cm hinter seiner Hüfte. Den frischen an den Schuhen klebenden Schnee los zu werden, erfordert einige Balancekünste. 3 Minuten vor dem Start sucht einer seine Skier bei uns vorne. Die sind jedoch weit und breit nicht zu sehen. Der Suchende verschwindet weiter hinten in der Menge. Die Nervosität steigt.

8.45 Uhr geht es los und wie. Gleich wird auf die Tube gedrückt und mein Puls erreicht 171. Erstaunlicherweise keine Dränglerei! Einen Sturz weit weg von mir. Alles läuft perfekt und ich kann mich in den ersten 150 Läufern der Elite C etablieren.

9.15 Uhr bereits in Silvaplana und Aufstieg zur Schanze folgt. Gleich kommt der Materialtest bei der nachfolgenden Abfahrt. So eine Sch... ich werde regelrecht von links und rechts überholt; die Skier laufen alles andere als optimal, obwohl ich D.. mich an den Wachstipp gehalten habe. Dies ist vor allem psychologisch eine schwierige Situation. Was machen? Ambitionen auf Elite B begraben? Die Situation ist nicht einfach, da erst ein guter Viertel der Strecke abgelaufen ist. Irgendwie hoffe ich auf weniger Neuschnee im zweiten Streckenteil nach Pontresina. In St. Moritz überhole ich Monika; früher als ich dachte. Grund ist ja klar. Sie hat den gleichen Wachsmeister und die Skier kleben gleich wie meine und zudem ist ihr übel aufgrund der Einnahme von Rivella Marathon.  In den Aufstiegen kann ich mich gut halten. Dann geht es den Statzerwald hinunter. Die einen fliegen so richtig an mir vorbei. Das tut weh... Zum Willkommensgruss in Pontresina erhalten wir starken Gegenwind und tiefen Sulzschnee.

9.55 Uhr: Was mach ich eigentlich hier???! Soll ich nicht gleich den Halbmarathon hier beenden? Was man begonnen hat, wird beendet. Zudem habe ich für die ganze Strecke bezahlt. Die Abfahrt Richtung Flughafen Samedan ist ebenfalls kein Highlight. Ich rackere mich ab und werde trotzdem immer wieder überholt. Dann gibt es einen kleinen Lichtblick. Ein schmaler Streifen fester gefrorener Schnee lässt mich während mehrerer Kilometer etwas leichter vorwärtskommen. Wir sind ca. 20 Personen und fahren im gleichen Tempo. Sobald man etwas links oder rechts von der festen Spur abkommt, beginnt ein automatisches Bremsmanöver. Ich lasse mich einfach mittreiben im Tatzelwurm und bin froh, dass es so leicht vorwärts geht.

10.35 Uhr: Fühle mich gar nicht so schlecht, aber Tempo machen kann ich nicht mehr, da ich meine Kräfte in diesem stumpfen Schnee bereits verpufft habe. Meine stark verbesserte Technik kann ich auch nicht gebrauchen, da so wirkliches Gleiten unmöglich ist. Eine kleine Frau (Beatrice Dänzler) dänzeltFoxi von den Steigungen in den Golanhöhen und dem Hinunterstossen in den Abfahrten. Selbst mit Doppelstockeinsatz in der klassisch-Spur konnte ich kaum folgen. Nun muss ich die Beatrice auch noch ziehen lassen. Endlich kommt der Zielschuss. Ich bin jedoch platt und die Skier kommen kaum vom Fleck. Lasse mich links und rechts überholen, was solls. Dann gibts nochmals kräftigen Gegenwind und Sulztiefschnee als Abschlussdessert. Auch das packe ich noch im Schneckentempo.

Im Ziel fühle ich mich schnell wieder viel besser. Die Spitze der Männer war auch viel langsamer unterwegs. Wo stehe ich nun wirklich. Das GPS sagt gut 2 Stunden und 28 (-5 Minuten, da ich es bereits beim Start der Elite eingestellt habe; somit 2.23). Zeit wird bald per SMS bestätigt.

Analyse (immer der spannendste Teil):

Schlussendlich habe ich mein Minimum-Ziel erreicht. Als 1379 von über 8'000 Männern eine ganz gute Leistung und neuer Rangrekord für mich. Als 1258 nach ca. 12 km habe ich sukzessive im Schnitt je 1 gute Minute auf den weiteren Teilen verloren. Wenn die Skier besser gelaufen wären, wäre wahrscheinlich noch einiges Drin gewesen. Dass es mir jedoch für einen Elite B Platz gereicht hätte (d.h. unter den ersten 1'000) ist illusorische. Ich denke ein Platz unter den ersten 1250 wäre vielleicht möglich gewesen. Wahrscheinlich war ich ja nicht der Einzige der den schlechten offiziellen Wachstipp befolgt hat. P.S. auf die Beatrice habe ich wahrscheinlich noch eine halbe Minute auf einen Kilometer verloren...Zudem hatte ich einen Durchschnittspuls von über 165. Maximal-Puls von 175. Es ist wirklich eine Rackerei auf dem letzten Zacken.

Monika wurde hervorragende 171 von fast 1'200 Frauen in 2 Stunden und 35 Minuten. Sie steigerte sich gegen den Schluss nochmals, was zeigt, was für eine super Kondition Sie hat.

Impressionen vom Start (Skierauslegung: Wie sollen da alle Platz haben?)

Kommentare

  1. Hey Ihr Zwei, Hut ab - Super-Leistung und Super-Bericht! Herzliche Gratulation (Möne, das verspricht ja Gutes für Hamburg!) und gute Erholung!

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  2. Auch wenn ich innerlich fluchte, wieso ich mich in einem Anfall von Schwachsinn überhaupt für den freiwilligen Kampf im Stock-/Skiergewimmel angemeldet und trotz besseren Wissens vor dem Start ein Rivella Marathon Getränk eingenommen habe und mich mit verwachsten Skiern von Tausenden überholen lassen musste, gab es immer wieder Highlights und wenn man im Ziel ist, ist sowieso alles vergesssen und man tauscht sich glücklich und zufrieden mit anderen "Spinnern" aus...

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  3. Herzliche Gratulation euch zwei zum tollen Resultat am Engadin Skimarathon! Möne, da hattest du Glück mit dem Elite-Startplatz, weiter hinter wäre es schlimmer gewesen, wenn der Schnee von allen schon vertrammelt ist! Liebe Grüsse aus dem wieder sonnigen Norden, Ursi & Philippe

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  4. Gratulation! Auch wenn ich mit Langlauf nicht mehr viel am Hut habe, war das sehr spannend zu lesen...

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