Engadin Skimarathon - Superschnelle Verhältnisse!

"Monika Gammeter brilliert" Zürcher Unterländer 13. März 2012.

Aber zuerst einmal der Reihe nach. Wie kommt es dazu?

Wie jeden Winter ist es gut sportliche Ziele zu haben. Das motiviert und überhaupt macht Skaten im Winter viel Spass. Obwohl ich nach jedem Engadiner meine nächste Teilnahme in Frage stelle, ist es spätestens im Dezember klar, dass ich wieder teilnehme, sofern die Wetterbedingungen ok sind. Für die Marathonanfahrt um morgens um 3.00 Uhr bin ich jedoch in der Zwischenzeit zu alt und bequem. Nach dem der Wetterbericht positiv ausschaute, meldeten wir uns am Mittwoch an und gleich am Donnerstag konnten wir noch ein Zimmer im Hotel Schweizerhaus in Maloja ergattern. Zum ersten Mal reiste ich zusammen mit Monika bereits am Samstag ins Engadin. Was für ein Luxus!

Mit unserem TT flitzten wir Richtung Thusis und bei diesem prachtvollen Wetter entging mir der Abzweiger ins Engadin. Mit guter Stimmung fuhren wir die San Bernardino Route. In Splügen bestaunten wir die riesenmengen von Schnee, aber irgendwie dauerte es noch etwas länger bis Monika bemerkte, dass wir auf der falschen Route waren. Also ich war wirklich relaxt, wie man sieht und wäre wahrscheinlich erst im Tessin auf die Idee gekommen, dass wir auf der falschen Route sind.

Mit 30 Minuten Verspätung wagten wir uns noch ins Getümmel in St. Moritz Bad und holten unsere Startnummern ab. Ja da ist wirklich was los. Alles was mit Langlauf zu tun hat, kann man kaufen etc. Nach dem Bezug unseres Zimmer brechen wir noch für einen Saunagang im benachbarten Hotel Post auf. Nach der langen Anfahrt tut es gut noch etwas zu schwitzen.

Nach dem Nachtessen geht es früh ins Bett. Wie immer vor einem Wettkampf benötigen wir keinen Wecker. Um 5.45 Uhr sind wir wach. Als ich aus dem Fenster schaue, sehe ich tatsächlich schon die ersten mit Stirnlampen, die ihre Skier zum Start bringen. Mich zieht es nun auch wie ein Magnet zum Startgelände und innert kürzester Zeit sind wir dorthin unterwegs. Im Elite C Startblock ist um 6.30 Uhr doch tatsächlich schon fast die erste Reihe mit Skiern gefüllt! Ich entscheide mich für einen freien Platz ganz links (vielleicht etwas geringeres Gedränge).

Im Hotel ist bei unserer Rückkehr schon richtig viel los. Eine grosse Schlange wartet auf Einlass. Die Lobby ist umfunktioniert und überall sitzen und stehen Marathonteilnehmer. Na ja so richtig tolle Frühstücksstimmung kommt nicht mehr auf, da wir etwas nervös sind...

Auschecken ist im Hotel erst nach dem Skimarathon möglich...Somit begeben wir uns zu der Gepäckabgabe und ca. 8.25 Uhr sind wir am Start. Erleichtert stelle ich fest, dass die Skier noch da sind und nicht wie bei einem anderen Teilnehmer, vom Erdboden verschwunden. Jedes Jahr sucht per Speaker mindestens ein Läufer seine Skier.

Das Wetter ist echt toll. Pünktlich um 8.30 Uhr startet das Rennen mit den Elite-Blöcken A und B. Noch 10 Minuten warten. Die Nervosität steigt. So eng stehe ich nur einmal im Jahr! Endlich der Startschuss und los geht es. Schon erstaunlich wie schnell die Einen wegkommen und gleich davonskaten. Ich bleibe bei kurzen Doppelstock-Einsätzen. Aber auch so wird von hinten auf meine Stöcke gefahren. Schon bald laufe ich vorne auf und bin dem Gegenwind ausgesetzt. Rechts bildet sich eine Traube, die schneller vorwärts kommt. Links hat es zwar weniger Leute aber rechts geht die Post ab. Falsch gepokert.

Alles läuft rund und nach einiger Zeit kann ich auch etwas im Windschatten fahren und mich wieder etwas erholen. Wie immer bei Gegenwind gibt es vor mir etliche Stürze von Fahrern, die unvorsichtig und vielleich schon etwas Müde vom Startstress auf den Vordermann auflaufen. Ich bin heilfroh als sich in Sils das Feld rechts etwas öffnet und ich einige Teilnehmer überholen kann. Ich fühle mich gut und lasse den ersten Verpflegungsposten in Silvaplana aus. Bei der Schanze geht es im Ladystep hoch. Das Tempo passt und schon bald kommt der Skitest bei der Abfahrt nach der Schanze. Ich stürze mich mit Doppelstock in die klassische Spur und schon geht es mit voller Geschwindigkeit Richtung St. Moritz Bad. Aha gut gewachst, werde nicht überholt. Bin etwa gleich schnell wie die meisten. Das ist gut für die Psyche!

Richtung Stazersee kann ich fleissig Teilnehmer überholen. In den Anstiegen läuft es mir gut. Schon geht es Richtung Abfahrt durch den Stazerwald nach Pontresina. Meines Erachtens das letzt gefährliche Stück. Kurz ist es rutschig, da schon sämtlicher Schnee in Maden links und rechts liegt. Einmal um die Kurve zirkeln und schon kann ich in direkter Linie Richtung Pontresina fahren. Mit 52 km/h erreiche ich hier die Spitzengeschwindigkeit des Rennens. Die neue Streckenführung führt direkt zum Halbmarathon-Ziel in Pontresina. Obwohl ich eine Trinkflasche dabei habe, habe ich mir nie die Zeit genommen etwas zu trinken. Sicher nicht ideal. Zumindest trinke ich etwas in Pontresina. Aber so wirklich viel auch nicht. Ich bin so im Rennen, dass ich mir nicht mal Zeit nehme auf die Uhr zu schauen.

Wie immer fühle ich mich etwas müde auf dem nächsten Abschnitt dem Flughafen entlang. Zudem nimmt der Gegenwind zu und dummerweise habe ich keine Gruppe mit der ich fahren kann. Somit rackere ich mich alleine ab und die Müdigkeit in den Armen nimmt zu. Ich habe auch etwas Hunger und Durst. Lange bleicht mir nicht Zeit darüber nachzudenken. Von hinten kommen einige Läufer wie im D-Zug und ziehen an mir vorbei. Mir fehlt zur Zeit die Kraft mich einzuhängen. Nach etwa 50 Läufern gelingt es mir mich einzureihen. Langsam kommt die Erholung und ich fühle mich vor dem Langlauf-Zentrum in S-chanf besser. In den Golanhöhen gelingt es mir einige Teilnehmer hinter mir zu lassen.

Bald schon biegen wir Richtung Stadion ein. Meine Skier sind schnell und ich muss abbremsen. Ich bin nicht ganz der Einzige mit schnellen Skiern und von hinten fährt ein Idiot ungebremst in unsere Gruppe hinein. Mit viel Glück stürzt niemand. Viel ändern kann ich auf den letzten Metern nicht mehr, da es einfach zu viele Teilnehmer hat und zu eng ist. Zudem habe ich leichte Krämpfe in den Trizeps! Als ich auf die Uhr im Ziel schaue, sehe ich 2:04 aufleuchten. Ein schönes Glücksgefühl kommt in mir hoch. Wer hätte das gedacht? 2:15 bisherige Bestzeit unterboten und die 20 km/h Grenze überschritten. Einfach toll. Ich bin begeistert! Das ist Lebenselexier.

Nach 15 Minuten trifft bereits Monika ein. Sie ist einfach super und läuft unter die ersten 200 Frauen. Der Zürcher Unterländer titelt ihre Leistung mit "Monika Gammeter brilliert". 194. Gammeter Monika 2:19.44,2; 32.15 176.¦ 36.59 187.¦ 38.16 214.¦ 32.12 216.¦

Schlussendlich werde ich 1203. in 2:04.10,0. 32.48,9 hinter dem schnellsten Läufer. Interessant sind die Abschnittszeiten: 1. Abschnitt 30.23, Rang 1255; dann 32.04, Rang 1063., dann 34.17, Rang 1381. und schlussendlich 27.24 Rang 1093. Im 2. und letzten Abschnitt war ich super in der Elite B dabei. Leider habe ich auf meiner Fahrt gegen den Wind im Abschnitt 3 zu viel Zeit verloren und zudem zu wenig getrunken! Somit verpasse ich den Startplatz in der Elite B um eine Minute. Schade! Das nächste mal werde ich versuchen taktisch (nur links starten, wenn kein Gegenwind) und auch verpflegungsmässig intelligenter zu fahren.

Nach dem Marathon ist vor dem Marathon!

Wie immer treffen wir uns mit Philip und Ursi im Bellavista und lassen das Ganze nochmals Revue passieren. Zufrieden geht die Reise zurück ins Unterland.

Noch ein paar Eindrücke vom Rennen:







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